Toxische Männlichkeit und Machtmissbrauch in linken Parteien

Wir Jusos stehen für eine offene und solidarische Diskussionskultur! Wir diskutieren gerne in der Sache. Persönliche Beleidigungen, Einschüchterungen und frauenfeindliche Äußerungen gehören jedoch nicht zu einer solchen Diskussionskultur. Eine schlechte Diskussionskultur lebt immer davon, dass viele wegschauen weil sie sich ohnmächtig fühlen oder Angst haben. Sie schreckt Menschen ab sich zu beteiligen. Wir stehen in Solidarität mit Menschen die sich von einer schlechten Diskussionskultur abgestoßen fühlen.

Die New York Times zeigt gerade am Fall des demokratischen Gouverneurs Andrew Cuomo [Link https://www.nytimes.com/2021/03/19/opinion/ezra-klein-podcast-rebecca-traister.html]: Toxische Männlichkeit und Mobbing sind nicht nur in Parteien im rechten demokratischen Spektrum oder außerhalb zu finden. Es gibt sie überall, auch in der politischen Linken. Denn auch dort bewegt sich der Typus des weißen Mannes, der machtvoll auftreten kann und in affektierter Weise den “Klartexter”, den umtriebigen “Macher” performt. Männer, die gekonnt Autorität vorspiegeln, ohne sie fachlich oder menschlich tatsächlich zu besitzen. Oft ist gerade dieser Archetyp eine Zeit lang politisch erfolgreich – auch auf der politischen Linken. Einmal am Höhepunkt ihrer Macht angekommen, sind diese Männer dann nur noch schwer angreifbar. Zu groß ist ihr Netzwerk, zu stark die Loyalität derer, die sich in ihrem Windschatten bewegen.

Irgendwann allerdings fällt ein Vakuum an Inhalten auf – vielmehr werden Inhalte beliebig passend gemacht, um den eigenen medialen Auftritt zu unterstreichen. Provokationen und Grenzüberschreitungen häufen sich, lassen sich auch von der schweigenden Mehrheit nicht mehr vollständig leugnen. Und schließlich wagen sich die ersten Mitglieder aus der Deckung, die in der einen oder anderen Weise unfair behandelt und unter Druck gesetzt wurden. Oder die – gerade im Fall junger Frauen – anzüglich angegangen oder gar belästigt wurden.

Am Ende steht die Frage im Raum: Wie konnte eine solche Person jemals an eine verantwortliche Stelle einer progressiven Partei gelangen? Allzu offensichtlich ist im Nachhinein, wie menschlich und politisch unerträglich, wie übergriffig, ja: wie gefährlich diese in Wirklichkeit ist. Neben der Solidarität für die Opfer solcher toxischer Männlichkeit bleibt am Ende eine gewisse Reue, nicht früher und entschiedener gehandelt zu haben. Es bleiben Erfahrungen von bestimmten Mustern, von denen man hofft, sie beim nächsten Mal früher zu erkennen. Und so auch die Erwartung an die eigene Partei, solchen Männern künftig keine politische Macht mehr zu übertragen.

Vorstand der Jusos München